SchattenClan-Lager--->

Am Rande des Marschlandes hielt er für einige Momente inne. Er bohrte seine Krallen in die Erde und atmete tief ein und wieder aus. Doch die Wut blieb. Gleichzeitig gelang es ihm jedoch, ein paar Gerüche auf zu nehmen. Jedoch wagte er sich weder an einen Vogel, noch an eine Maus, beides war ihm nicht recht. Federvieh mochte er nicht und im Anschleichen war er sowieso nicht gut. Also näherte er sich einer Wasserstelle und schlich am Ufer herum. Da! Ein Frosch bewegte sich im Gras und machte damit einen großen Fehler.
Donnerblut ließ sich ins Jagdkauern fallen und versuchte, sich wenigstens kurz zu konzentrieren und ruhig zu bleiben. Ansonsten würde er das Vieh niemals fangen. Vorsichtig schlich er näher bis er ungefähr in Reichweite war. Zum Glück ließen sich die meisten Frösche recht leicht fangen. Der Krieger hatte sogar einmal beobachtet, dass auch ein Zweibeiner es geschafft hatte. Die kleinen Dinger schienen häufig gar nicht zu wissen, dass sie auch als Beute angesehen wurden.
Der dunkle Kater sprang ab und konnte seine Beute erwischen. Dabei sah er weniger wie ein Jäger, sondern viel mehr wie ein blutdurstiger Angreifer aus. Und tatsächlich spielten sich ähnliche Gefühle in ihm ab. Er genoss es, augenblicklich seine Krallen in das kleine Tier zu bohren und es fest zu nageln. Es zuckte noch leicht, dann blieb es ruhig. Am liebsten würde er es zerfetzten, auseinander reißen bis nichts mehr übrig war. Doch er wusste genau, dass die Blattgrüne noch hart werden konnte. Der WindClan war das beste Beispiel. Es gab kaum Wasser, weshalb die Tiere sich wohl mehr und mehr verzogen. Im SchattenClan war zwar momentan alles in Ordnung, jedoch wusste niemand, wie lange das noch der Fall sein würde.
Ziemlich unordentlich und achtlos scharrte Donnerblut nun etwas Erde über den toten Frosch um ihn später mitnehmen zu können. Einen weiteren konnte er vorerst nicht ausmachen, weshalb er beschloss, sich vielleicht doch an einer Maus zu versuchen, immerhin schrie sie ja förmlich danach, so gut wie sie zu riechen war. Doch es war hart für ihn, sein schweres Gewicht gut zu verlagern, sodass seine Schritte nicht zu spürbar waren. Gleichzeitig war sein Körper eher auf roher Kraft ausgelegt, als auf gelenkige und flinke Bewegungen. Somit sah es ziemlich ungeschickt aus, wie er sich anschlich und dem Beutetier näherte. Natürlich bemerkte es ihn und schoss los, doch mit einem gewaltigen Sprung flog der Krieger auf den Nager zu und erwischte ihn ganz knapp mit einer Kralle. Sofort zog er ihn näher und fasste nach. Als ob ich dich entkommen lassen würde, du Mistvieh! Erfüllt von Wut, dass er sich so dumm angestellt hatte, dass die Maus los gerannt war und ein Geräusch von sich gegeben hatte, biss er mit seinen kräftigen Kiefern zu und hörte es knacken. Es sah beinahe so aus, als wolle er das Tier mitsamt den Knochen verschlingen, doch dann öffnete er das Maul und ließ den blutenden und gebrochenen Körper auf die Erde fallen. Erneut scharrte er überaus achtlos Erde drüber, wohl wissend, dass er es schwer werden würde, noch irgendein Tier zu fangen, zumindest für ihn. Mäusedreck, warum mussten sie hierher kommen? Hier gab es keine Bäume, Wurzeln oder Äste, an denen er seine Wut auslassen konnte. Und das was er gefangen hatte sah so verunstaltet aus, dass er vermutlich der Einzige war, der es fressen würde.

Außer diesen zwei mickrigen Beutetieren war es dem Krieger nicht möglich noch irgendetwas zu fangen. Und das steigerte seine Wut. Er verankerte seine Krallen im Boden, so tief, dass es an seinen Sehnen zerrte und es schon schwieriger wurde, sie wieder heraus zu ziehen. Beschäftigt mit diesem kläglichen Versuch etwas Dampf ab zu lassen, bemerkte er nicht, dass sein Begleiter näher kam. Erst als ihn der andere Krieger ansprach wurde er sich wieder bewusst, dass er nicht alleine unterwegs war.
Als wäre gerade neben ihm ein Fels zu Boden gekracht sprang Donnerblut auf und spürte schmerzhaft, wie eine Kralle noch kurz fest hing. "Verdammter Fuchskot", fluchte er und schaute kurz nach, wie es seiner Pfote ging. Die Kralle war noch dran, auch wenn sie ein wenig seltsam ausschaute und schmerzte. Doch das kümmerte ihn nicht. Je mehr Schmerz er empfand, desto besser.
Erst danach fiel ihm wieder ein, dass er ja was gefragt worden war. "Tu, was du willst", knurrte er zurück. Wenn er jetzt ins Lager zurückging, dann würde alles mit Sicherheit schief gehen, was schief gehen konnte. Er war zu wütend und zu froh über den Schmerz. "Ich bin woanders", verkündete er knapp in einem sehr unfreundlichen und harschen Ton, so wie immer. Er buddelte die verunstaltete Maus aus und dann noch den Frosch. Auch dieser sah nicht allzu appetitlich aus mit dem Loch im Rumpf, auch wenn es recht klein war.
Ohne überhaupt auf eine Reaktion zu warten stampfte Donnerblut davon. Seine Wut war kaum noch zu bändigen. Er wollte etwas zerstören, kaputt machen, zerfetzen. Nichts sollte übrig bleiben. Und wenn irgendeine Katze in seiner Nähe war, dann konnte er nicht für deren Sicherheit garantieren. Eher das Gegenteil war der Fall. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit würde er auf einen Begleiter losgehen. Gut also, dass niemand freiwillig sein Begleiter war, zumindest könnte er sich das nicht vorstellen. Wer außer Herzfeuer hatte es überhaupt mit ihm ausgehalten?
Der Krieger wusste genau, dass er nicht alleine unterwegs sein sollte, es trieb sich immer noch dieser Mörder herum, auch wenn das letzte Opfer schon eine ganze Weile her war. Doch darauf gab er nichts. Sein Leben war nicht genug wert um sich Gedanken darum zu machen, ob ihn irgendwer umbringen würde.

--->Krummer Baum