Du weißt, was du tun wirst. Du gehst weiter, bis du an ein seltsames Haus kommst.
Sie hielt inne, an der Geschichte zu schreiben. Würde ihrer Freundin der Text gefallen...?
Alles um dich herum scheint in einem Nebel aus Anspannung zu versinken. Langsam klopfst du an die Tür.
Ein Streifen Licht fällt auf den Weg vor dem Häuschen, als die Tür einen Spalt geöffnet wird.
"Wer da?", raunt dich die Stimme an.
Sie krallte sich an den Füller. Ich brauche Hilfe, dachte sie. Dann schrieb sie weiter.
Du blickst finster drein.
"Du weißt es."
Ein Lächeln erscheint auf den Lippen der Person und sie macht Platz.
Du trittst ein.
"Lange nicht mehr hier gewesen, was?", flüstert dir die Stimme des jungen Mannes von hinten ins Ohr.
"Ich brauche wieder Geld, mehr nicht." Deine Stimme hat einen gepressten Unterton.
Seine Finger streichen über deinen Handrücken. Kalte Schauer jagen deinen Körper entlang, alle darauf aus, als erster dein Herz zu vereisen.
"Du weißt, was du tun musst. Es ist ganz leicht."
"Ja", hauchst du zurück und drehst dein Gesicht langsam zu ihm um, sodass du seinen funkelnden Blick aus dem Augenwinkel sehen kannst.
Dann spürst du den Griff des Messers in deiner Hand.
"Töte sie. Ganz leicht."
Sein Lächeln schaltet deine Vernunft ab. Deine Stimme ist monoton, als du die altbekannte Bezeichnung nach so langer Zeit wieder gebrauchst.
"Ja, Meister."
Sie flehte innerlich nach Hilfe. Es ist ganz leicht. Seine Worte waren so klar. "Es tut mir leid, ehrlich", flüsterte sie und legte das Blatt mit den zittrigen Buchstaben auf den Körper ihrer Freundin. Es färbte sich rot. "Wirklich. Es tut mir leid."

Du schreist und weinst. "Nein... bitte! Bitte, du musst durchhalten, bitte!"
Die Tränen tropfen auf den heißen Asphalt.
"Du musst jetzt stark sein, ja? Weinen bringt nichts."
"Nein, bitte!! Bleib bei mir! Sieh mich an!"
"Hör auf. Lass los. Es muss ohne -"
"Lass mich nicht allein, bitte!!" Du bringst kaum ein deutliches Wort mehr raus, als die Welle der Schluchzer dich übermannt. "Bitte!!" Du beginnst hysterisch zu kreischen. "Bitte!!!"
Aber er reißt dich von ihr weg. Er dreht dich ruckartig zu sich und schlägt dir ins Gesicht.
"Hör auf verdammt! Nichts kann sie mehr zurückbringen! Hör auf zu heulen!!"
Du wimmerst vor dich hin. "Aber-"
"Hör auf!"
"Ich hab sie getötet!"
"Gut so."
Du schließt die Augen, weil du vor lauter Tränen eh nichts mehr siehst.
"Komm. Die nächste wartet."

„Celine?“ Ich überhörte den Lehrer.
„Celine?!“
Der Bus tuckerte über die Straße. Der Klassenausflug war bisher nicht sehr toll gewesen.
Genau acht Tage waren seit der Begegnung mit dem Jungen vergangen; jetzt saß ich mit dem lärmenden Trotteln meiner Klasse in einem Bus und musste ständig an ihn denken.
Es regnete in Strömen, die Scheibenwischer des Busses arbeiteten auf Hochtouren. Hin, her, hin, her.
„Celine!“ Jetzt schrak ich hoch.
„J- ja?“, stammelte ich und sah Herr Reiner schnell an.
„Hat deine Mutter meine E-Mail wegen der Sache mit dem Elternbeirat erhalten?“
Ich überlegte. Elternbeirat?? Oh!
„Äh- klar, ja, hat sie…“
Herr Reiner nickte und sah aus dem Fenster.
Seufzend lehnte ich mich wieder zurück und starrte auf die vorbeizuckenden Autos.
Ein Volvo in Weiß, ein Mercedes in Silber, ein BMW in Schwarz und ein Citroen in Stahlblau.
Wir fuhren etwa noch eine halbe Stunde.
Der Regen ließ glücklicherweise nach und als wir ausstiegen, zeugten nur noch die riesigen Pfützen und die sich verziehenden Wolken vom Regenguss.
„Hier entlang!“ Wir trotteten dem Lehrer in einem ungeordneten Gewusel hinterher. Typisch Klasse 9f.
Wir besichtigten einige Denkmäler in der Stadt und warfen einen kurzen Blick in ein Museum, von dem ich noch nie gehört hatte.
Und um 13:48 Uhr passierte es dann.
„Ey… Sag mal, ist das nicht der H&M??“, fragte ich verdutzt und deutete neben Marie, meiner Freundin, auf ein Hochhaus.
„Ja. Wir sind mitten in der Stadt…“
Ich sah mich um. Es stimmte! Wir waren nur von der anderen Seite gekommen, weshalb mir alles so fremd vorkam.
Ja, hier war ich noch vor einer Woche mit meiner Familie shoppen gewesen.
Wir liefen durch die vertraute Gegend, während der Himmel strahlenden Sonnenschein preisgab, der den kalten Wind abmilderte.
„Ok. Die meisten werden sich hier auskennen, denke ich, aber ich dürft euch nun zwei ein Halb Stunden lang frei bewegen. Wir treffen uns alle um zwanzig nach vier wieder hier am Brunnen, verstanden? Wer nicht da ist, bleibt hier!“
Und wie durch ein Wunder teilte sich die Klasse in geordnete Gruppen ein und verteilte sich in alle Himmelsrichtungen.
Marie und ich gingen in kleine Seitenstraßen, um schnell auf den zweiten Platz zu gelangen, wo es laut Marie tolle Bäckereien geben sollte.
„Oh Shit!“, zischte Marie und schüttelte ihren Fuß herum. Ich konnte der Pfütze, der sie bereits zum Opfer gefallen war, gerade so ausweichen.
„Mann, meine neue Hose!“, schimpfte Marie und fuchtelte mit ihren Händen herum.
Eine Bewegung aus dem Augenwinkel zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Da war er wieder. Der Junge von letzter Woche. Er stand wenige Meter von mir entfernt und starrte mich an. Ich starrte zurück. Eindeutig, er war es. Mir fiel auf, dass er blutete. Aus der Nase und aus einer Schramme an der Wange.
Ich hob die Hand und kniff die Augen zusammen, eine typische „Ey warte, dich kenn ich doch“-Geste, aber er sprang auf einmal los und flitzte durch die Gassen davon.
Ohne richtig zu wissen, was ich tat, rannte ich hinterher. Maries verdatterte Rufe bekam ich kaum mit.