Der große Kater blickte Scharfzunge nachdenklich hinterher, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Tochter und seine Gefährtin richtete, die ihn noch immer nicht bemerkt hatten. Es war schwer für ihn, denn er würde das ganze Weltbild seiner kleinen süßen Federjunges zerstören...
Dann trat Zimtfeuer an ihn heran und der Kater blickte auf. Der Anführer sah ihre Verlegenheit, hörte einen Hauch von Scham in ihren Worten.
"Was ist da nicht gerade erfreuliches geschehen?", miaute er dann mit zusammengekniffenen Augen. Er hatte gerade jetzt eigentlich alles andere als Lust darauf, etwas nicht erfreuliches zu hören, denn auch die Worte des Heilers konnte man nicht als erfreulich abtun. Er war ganz froh, dass sie vor dem Lager waren, denn so würde dieses Nichterfreuliche eventuell keinen Einfluss auf alle Katzen seines Clans bekommen.
Denn schon der Hunger nagte an ihnen, es war eine schwere Zeit, die sie durchlebten. Und das war mehr als nur traurig für den Anführer.
Windstern dachte in diesen Tagen immer wieder an seine Schwester Windherz, es fiel ihm schwer, die Toten ruhen zu lassen, denn er spürte sie näher bei sich. Als wäre sie an seiner Seite, ein tröstlicher Schatten...es schmerzte, doch es belebte den großen grauen Kater auch. Er war seiner Schwester stets näher gewesen als jeder anderen Katze und nach ihrem Tod hatte es ein schreckliches Loch in seinem Leben gegeben. Als er Anführer wurde und sie ihm ein Leben schenkte, da war es anders geworden. Da hatte er sie näher bei sich gespürt, hatte sie an seiner Seite vernommen, obgleich dort nichts war...und in den letzten Tagen nahm das Gefühl, ihr nah zu sein, langsam aber stetig zu. Die Botschaft des Sternenclans, die er durch Scharfzunge erfahren hatte, hing noch tief in seinen Knochen und er konnte sich nicht davon abschütteln. Und nun schien die nächste schlechte Nachricht auf ihn zuzukommen, denn immerhin hatte Zimtfeuer von nicht erfreulich gesprochen...

Pollensturm

Die magere Kriegerin war noch immer ein wenig durch den Wind von ihrem Treffen mit einem Feind, den sie nie gekannt hatte. Sie hatte sich im Lager ausgeruht, nachdem sie Himmelspfote trainiert hatte, und nun war sie wieder fit. Das nächste Treffen mit dem Kater stand an, aber noch lag es glücklicherweise in einiger Entfernung. Es war ihr rätselhaft, wie etwas so belangloses sie derart aus dem Konzept bringen konnte...
Pollensturm erhob sich und streckte ihren mageren Körper, dann trat sie aus dem Kriegerbau heraus und ging mit sicheren Schritten zum Schülerbau. "Himmelspfote, komm, wir wollen trainieren", miaute sie in diesen hinein. Es wurde Zeit, dass sie endlich härter trainierten, sie hatte ihre Pflichten leider bisher nicht ernst genug genommen...

Sturmwind

Die Kriegerin lag noch in ihrem Nest. Immer wieder zuckte ihr Körper, denn der Traum, den sie träumte, der war unerträglich. Sie mochte ihn  nicht, doch sie konnte ihn nicht verhindern. Denn im Traum verarbeitet man, was man am Tage erlebt...und dieser Traum war einer, der immer wiederkehrte, der sie heimsuchte, sie verfluchte...es war eine Erinnerung, wobei wohl weit mehr als eine, es waren schmerzliche Erinnerungen, die sie nicht zu verdrängen vermochte...
Sturmwind schlug die Augen auf. Wie in jeder Nacht hatte sie keine Ruhe gefunden. Obgleich sie geschlafen hatte, erholt war sie keineswegs, eher fühlte sie sich als sei sie die ganze Nacht durch das Territorium gerannt.
Sie erhob sich, glättete ihr Fell und trat aus dem Kriegerbau heraus. Am besten war es, man ließ sich nichts anmerken, dann konnte keiner Fragen stellen. Nicht jeder hier hatte mitbekommen, welches Unrecht ihr Vater begangen hatte, aber ein paar der Krieger dürften sich noch an die unerklärlichen Tode von Jungen erinnern...
Die Kriegerin erschauderte kurz, doch dann fing sie sich wieder. So schnell, dass es wohl kaum jemand bemerkt haben würde. Sie hörte Mondblatt schimpfen und fragte sich, ob sie fragen sollte, was geschehen war, doch da er vor Windsterns Bau ausharrte, ließ sie das lieber. Es interessierte sie ja eigentlich sowieso nicht wirklich...

Haselmond

Ihr Sohn war Schüler. Rotpfote, ihr kleiner Sohn, jener Kater, den sie als kleines Junges gefunden hatte, war nun Schüler.
Sie spürte Stolz in ihrer Brust, doch da war auch etwas anderes: Angst. Denn ihre kleine Lucille, ihre kleine, wunderbare Lucille, sie war als Schülerin gestorben. Es gab nur wenig, was der Kriegerin so viel Angst einflößte...
Doch sie würde ihn nicht hindern, nein, er sollte der beste Krieger des Windclans werden, so wie Ruuze vor ihm. Und nicht so werden wie sein wirklicher Vater, Fox. Dieser Mörder und grausame Kater, der ihr selbst so viel Leid angetan hatte, den würde sie niemals in ihrem kleinen Rotpfote sehen wollen. Nein, auf keinen Fall...
Die Kriegerin seufzte. Dem Windclan ging es nicht sehr gut im Moment, die Beute lief schlecht und so war es wirklich schwierig, alle beisammen zu halten. Windstern meisterte das, das musste sie zugeben, er machte sich gut. Er gab sich Mühe, anders als Schattenrabe das getan hatte...
Sie saß unweit des Anführerbaus und plötzlich hörte sie Gezeter. Waren die beiden wirklich so dumm? Man hörte doch, dass Windstern nicht da war...aber diese beiden schienen ihre Ohren zu verschließen.
Dochsie schwieg, hatte keine Lust, sich in diese Situation einzumischen...

//es tut mir leid, falls ich jemanden ignoriert habe oder so, aber ich hab nicht alles nachlesen können

Das Junge blickte mit Blitzflug an und ihre Schwanzspitze schnippte dabei vor Aufregung. Sie freute sich auf diese Zeit, auch wenn sie vielleicht in ausweglos erscheinende Situationen kommen würde, sie wusste, dass jemand da war, der hinter ihr stand.
Sie lächelte die Kriegerin an und seufzte dann. "Du hast ihm zugehört, oder? Du bist für ihn da...", miaute sie dann plötzlich. Sie hatte keine Ahnung, was die beiden wirklich außerhalb des Lagers getan hatten, aber sie hatte gesehen, was für gute Laune ihr Vater seitdem hatte, deswegen war sie davon überzeugt, dass sie miteinander gesprochen hatten.
"Danke", miaute sie und als Blitzflug dann sagte, sie sollten ins Lager zurück, nickte das Junge brav. Sie wollte mit ihrem Papa reden, vielleicht hatte er ausnahmsweise mal Zeit für sie. Das wäre wirklich schön...
Aber dann folgte sie Blitzflugs Blick und entdeckte Windstern mit Zimtfeuer. Sein Gesichtsausdruck war eindeutig nicht erfreut...also war wohl irgendetwas. Als er dann ins Lager ging und seinen zweiten Anführer ansprach, wusste sie auch nicht mehr, was los war. Ihr Papa schien so angespannt... "Ich glaub, du musst noch mal mit ihm reden", miaute sie dann unsicher zu Blitzflug.