Die dunkelgrünen Augen der kleinen öffneten sich langsam, während sie ausgiebig gähnte. Einen Augenblick blinzelte sie orientierungslos, dann jedoch klärte sich der Blick. Natürlich! Sie waren nicht in Sees Bau. Sie waren in diesem verdammten Lager, mit diesen verdammten Clankatzen.
Dieselben Katzen, die sie jetzt vermutlich geweckt hatten. Nicht das es schon längst Zeit dafür gewesen wäre, aufzustehen; aber musste die da draußen wirklich so ein Theater veranstalten?
Klang ja ziemlich panisch....Echo schnupperte. Es roch nach Streunern. Ihr Blick verfinsterte sich und sie lauschte ein wenig genauer auf den Lärm. Nein. Klang doch nicht so, als würden sie angegriffen. Aber seltsam genug waren die fremden Streuner allemal. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Gefährten. Er war so typisch Streuner und doch ganz anders. Er hatte sie am Leben gelassen, als er sie mit Leichtigkeit töten hätte können. Sie strahlte, während die in dem kleinen Gesicht so riesig wirkenden Augen langsam über den Kater wanderten. Sie hätte ewig so liegen können und ihn beobachten. Er war vor allem hier und jetzt ihr ein und alles. Er hatte ihr wohl ein weiteres Mal das Leben gerettet als er sie hierher gebracht hatte. Obwohl doch mit sichtlichem Widerwillen.
Echo knirschte mit den Zähnen, als sie an den Grund dafür dachte. Ihr eigene Dummheit. Sie versuchte ihr Pfote leicht zu bewegen und sog überrascht die Luft ein. Es tat nicht mehr weh! Oder war, besser gesagt, nahe dran nicht mehr wehzutun. Mit Mühe versuchte sie sich zu erheben, schwankte, da ihr Kreislauf das nicht mehr so schnell mitmachte und stand dann ganz. Sie hätte Jubeln können. Sie konnte tatsächlich wieder laufen. Vorsichtig humpelte sie vorwärts.

Echo blickte von ihren winzigen braunen Pfoten auf, als sie eine Bewegung neben sich spürte. Stolz kam in ihr auf. Den gleichen Stolz den sie dann auch in den Augen des Katers sah, den sie ihren Gefährten nennen durfte. Schon erstaunlich, wie sie die Gegenwart von See verändern konnte.
"Naja, es tut fast nicht mehr weh." Miaute sie fröhlich und ein wenig verlegen. Ihre Ohren stellten sich erfreut auf. "Eigentlich können wir ja dann schon gehen, wenn..."
See vervollständigte ihren Satz mit seinen nächsten Worten. Ja....die Streuner.
"Ich weiß nicht. Ich habe noch nicht geschaut und ehrlich gesagt auch keine Lust dazu." Die Getigerte seufzte und ihr Ohren legten sich jetzt ein wenig flacher. Ihre gute Laune de durch ihre geheilte Pfote und den großen Kater neben ihr hervorgerufen wurde, schwand bedenklich.
Sie konnte andere Katzen sowieso nicht leiden und hatte in den letzten Monden bevor sie See kennenlernte nicht gerade nette Begegnungen mit Streunern gemacht. Nicht, dass nur die anderen daran Schuld waren; aber sie vermied lieber jede unnötige Begegnung mit jemanden der sie erkennen konnte. Auch wenn Echo jetzt einen kastanienbraunen Beschützer an ihrer Seite hatte.
Dessen Fell auch mal richtig intensiv gepflegt worden war, wie sie mit einem amüsierten Zucken der schwarzen Schnurrhaare feststellte. "Du etwa?", fragte die Kleine interessiert nach.
Würden sie jetzt noch auf einen Plausch rausgehen müssen, nur weil See einen alten Kumpel erkannte? Ihre Lippen verzogen sich zu einem extrem süßen Schmollmund.

Sie seufzte erleichtert auf und beobachtete See liebevoll. Man sah an, dass ihm irgendwas unangenehm war. Die Kleine hatte zwar keine Ahnung, was, aber eine kleine Aufmunterung konnte ja nicht schaden.
Immer noch etwas mühsam tappten ihre Pfoten über die trockene und dennoch kühle Erde auf den Kater zu und lehnte ihren Kopf seitlich an sein weiches Brustfell. Schnurrte. Höher kam sie nicht und bei jeder anderen Katze wäre es der braun-getigerten Kätzin unangenehm gewesen, sich so unter sie zu stellen. Doch bei ihrem Gefährten....kam es ihr natürlich vor. Als hätte eine höhere Macht, die niemand verstehen konnte, die beiden zusammengebracht.
Echos dunkelgrüne Augen waren geschlossen, während sie die Berührung genoss.
"Nein. Das musst du nicht machen. Wir müssen ihnen ja leider sowieso irgendwann begegnen."
Seufzte sie, doch das Schnurren hatte sich auch in ihre helle Stimme geschlichen. Ihre kleine schwarze Nase steckte in kastanienbraunem Pelz. Sie wusste was sie sagte, denn sie hatte auch den Widerwillen im Blick des Riesen gesehen, noch bevor sie zu ihm gekommen war.
Echo würde ihn niemals mehr zu etwas überreden, was er auch nicht wirklich selbst wollte. Den Fehler hatte sie schon mit diesem Clan gemacht und würde ihn nicht wieder machen.
Außerdem hatte sie selbst keine große Lust, zu wissen was das für Schwachköpfe waren.
Die Einzelläuferin öffnete ihre in dem kleinen Gesicht so riesig wirkenden Augen wieder ein wenig. Blinzelte und blickte zu dem Dach des Baus über ihrer beider Köpfe ohne es wirklich zu sehen. Sie sehnte sich schon danach, endlich wieder hier raus zu kommen.Auch wenn der Clan ihrgeholfen hatte, hasste die kleine Kätzin das Gefühl, von jemandem abhängig zu sein.
Außer von See. Dieses Gefühl konnte sie einfach nicht als 'Abhängigkeit' beschreiben. Es war viel mehr als das.. Hereinfallende Sonnenstrahlen sprenkelten ihr getigertes kurzes Fell. Es war ein guter Tag.
Trotz all der anderen Streuner.